Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Boss Keloid: The Calming Influence Of Teeth (Review)

Artist:

Boss Keloid

Boss Keloid: The Calming Influence Of Teeth
Album:

The Calming Influence Of Teeth

Medium: CD
Stil:

Vertrackte Groove Maschine

Label: Pipelord
Spieldauer: 50:36
Erschienen: 01.09.2013
Website: [Link]

Es gibt sie noch: Bands, die einfach für sich stehen. Die nicht nur völlig anders klingen als alle anderen, sondern sich sogar erfolgreich der Einordnung in Stilschubladen entziehen. Damit tun sie sich in der Regel kommerziell keinen Gefallen, so toll sie auch sein mögen.

Voilà BOSS KELOID aus England. Musikalisch brillant, zutiefst eigenständig, kennt kein Schwein. Aber das kann sich ja ändern.

Obwohl man der Band mit Vergleichen im Grunde keinen Gefallen tut, geschweige denn ihr damit übermäßig nahekommt, ist eine Beschreibung ohne Rückgriff auf Bekanntes noch viel schwerer. An anderer Stelle schrieb ich, man möge sich vorstellen, wie ein Hybrid aus B-THONG und HELMET klingen könnte, dem man auf dem Weg durchs Klonprogramm die DNA frisiert hat. Was Besseres ist mir seitdem leider nicht eingefallen. Frisiert bedeutet in diesem Fall, dass die Wall Of Sound der Originale deutlich verwinkelter daherkommt, jedoch ohne dass die Architektur dadurch unübersichtlich würde. Die simplen Wuchtgrooves der Erbgutspender werden ergänzt durch verdrehte Rhythmusfiguren und auf den ersten Blick merkwürdige Timings und Phrasierungen, die sich dem Hörer aber schnell zu einem sinnvollen Ganzen erschließen. Denn bei aller Raffinesse vergisst die Truppe nie den direkten Schlag auf die Fresse. So muss man kein Musikwissenschaftler sein, um das Geschehen zu dekodieren, auch in den verzwicktesten Momenten steht immer dieser unglaubliche Dampframmengroove an erster Stelle. Das ist faszinierend und zeigt die Musikalität aller Beteiligten – weniger talentierten Musikern reicht schon eine wesentlich geringere Informationsdichte, um undurchdringlich zu werden.

Speziell hervorzuheben ist der Gitarrist, der ein gern leicht dissonantes Feuerwerk wahrlich mächtiger Riffs abbrennt, ohne je Zuflucht zu melodisch-harmonischem Mollgedudel oder anderen Allgemeinplätzen des modernen Metal zu suchen. Sein Stil ist ebenso einzigartig wie der des Trommlers, und diese beiden sind es dann auch, die durch die extrem enge Verzahnung ihrer Instrumente den Charakter der Band bestimmen. Die Stücke sind sehr klar akzentuiert, aber immer wieder auf wunderbare Weise unvorhersehbar und besitzen durch ihre Rhythmuslastigkeit einen stark perkussiven Charakter – für Freunde der Melodie ist „The Calming Influence Of Teeth“ daher eher nichts. Zwar liefert der an Tony Jelencovich (u.a. B-THONG, TRANSPORT LEAGUE) erinnernde Sänger Anflüge davon, doch hauptberuflich bleibt er Shouter und röhrt passend zum Ganzen, als hätte jemand seinen Testosteron-Tropf zu weit aufgedreht.

Was die Truppe endgültig zu Gewinnern macht, ist die unfassbar geile Produktion. Schon lange, sehr lange hat es kein Metal Album mehr gegeben, das derart gut klingt. Roh, wuchtig, furztrocken und direkt ins Gesicht, bei perfekter Transparenz – es geht also auch ohne den ganzen Plastikscheiß.

Wer sich überzeugen will, dass die Band wirklich nur verbrannte Erde hinterlässt, kann sich auf einer bekannten Internet-Plattform die Videos zu „Winehorse“ (zum Auf-die-Finger-schauen) und „Locking Stumps“ anhören, die zusammen mit dem spontan eingängigsten Song, „One For The Floorboards“, gute Anspieltips abgeben.

FAZIT: BOSS KELOID haben wahrhaft ihren eigenen Groove gefunden. Und was für einen. Wer technisch anspruchsvolle Musik, unbarmherzigen Riffdruck und originäre künstlerische Visionen schätzt und sich musikalisch gern so richtig wuchtig eins überziehen lässt, muss hier zugreifen.

Hendrik Lukas (Info) (Review 10436x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • [Lechuguilla]
  • Winehorse
  • Locking Stumps
  • Skipper’s Pipes
  • Manson Lamps
  • Muscular Grin
  • [Phoenix]
  • Bellow of Blackened Beasts
  • Hoof Conductor
  • One For The Floorboards
  • Firm Set of Hordes
  • Madam Palindrome

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 26.03.2014

Hört sich stellenweise nach "Transport League" an, zumindestens "Winehorst" im Netz
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Laterne, Laterne, Sonne Mond und...

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!